Buena Tarde „Profe“…!

Wieder einmal ist ein neuer Bericht faellig, und weitere drei Monate sind vergangen! Es ist nicht zu fassen, aber dieses Thema wurde ja schon behandelt…

Wie es mit dem Englischunterricht weitergeht wollte ich wissen. Nun ja, „weitergegangen“ ist nicht viel…, aber ich konnte wieder einmal viele schoene Erfahrungen machen! Denn ich mag die Schueler wirklich gerne und es macht viel Spass mit ihnen. Das erste Trimester ist nun schon vorbei und damit auch die erste Runde der Examen. Auf diese war diesmal je nur ein einziges Thema zu lernen, wie z.B. die Verlaufsform oder das Verb „to have -haben“ mit den Auxiliaren „do“ und „does“. Allerdings scheint lernen fuer das Fach Englisch nicht gerade ueblich zu sein. Im vollsten Vertrauen auf das Woerterbuch… So blieb einigen selbst diese eine Thema eine voellige Neuheit. Ganz oft fehlt sogar das allergroebste Basisgrundwissen, und dann sieht man die Schueler der Abiturklasse die Personalpronomen “ I, You, He, …“ im Woerterbuch nachschlagen…! Das ist dann schon manchmal unglaublich, denn die muessten sie doch schon aus Faulheit sie immer wieder suchen zu muessen, in diesen sechs Jahren Englisch, die sie haben, einfach einmal lernen. Schliesslich kommen sie ja auch in fast jedem Satz vor! Andererseits darf man aber auch nicht vergessen, dass die Schueler dafuer andere Kenntnisse und Faehigkeiten haben. Das wurde z.B. deutlich, als wir uns an die praktischen Arbeiten machten. Dabei wurden Plakate angefertigt, die die Grammatik und Beispiele enthalten sollten. Diese Aufgabe wurde mit viel Kreativitaet bewaeltigt und es entstanden viele wirklich schoene Zeichnungen. Oder auch ganz andere Dinge sind hier eine Selbstverstaendlichkeit. Als bei uns naemlich einmal ein Schaf notgeschlachtet werden musste, weil es von einem Hund angefallen worden war, da wussten alle unsere Maedchen genau was gemacht werden muss, und haben kraeftig mitgeholfen die Innereien zu zerlegen und auszuputzen! Es ist wirklich eine ganz andere Situation hier. Auch gibt es keine Unterscheidung von „guten“ und „schlechten“ Schuelern, und viele kommen von den kleinen Landschulen, leben dann alleine hier im Ort und haben wahrscheinlich auch noch einen Haufen anderer Probleme. Betrachtet man dies alles, so wird es schon ein wenig verstaendlicher, dass das fuer einige einfach zuviel wird. Umso beeindruckender wird es dafuer, dass sie so angenehme Personen sind! Ueberhaupt lernte ich von ihnen auch schon einiges dazu. Z.B. naemlich, dass unsere Welt so verkehrt ist, dass wir sogar verkehrt herum schreiben! Das kleine „d“ faengt man naemlich nicht beim Kringel, sondern oben beim Strich an…!!!

Eine weitere schoene Erfahrung mit „meinem“ Colegio war der Wandertag! Im Gegensatz zu unseren gemuetlichen Ausflugstourchen in Deutschland anlaesslich dieses Tages, wurde das Ganze sehr dem deutschen Wort nach verstanden. Obwohl hier von Exkursion geredet wird, was ja mehr auf unsere Veranstaltungen zutreffen wuerde… Jedenfalls sind wir an diesem Tag so gut wie rennend zwei Stunden die Berge hinaufgekraxelt, bis zu einer kleinen Dorfgemeinschaft. Dort baute sich dann jede Klasse einen kleinen Sonnenschutz am Rande des Sportplatzes und zugleich begannen Wettkaempfe im Fussball und Volleyball. Zwischendurch wurde das von den Schuelern noch des nachts gekochte Essen verzehrt, bevor es an Schubkarrenrennen, Sackhuepfen usw. ging! Zurueck wurde ebenfalls gerannt, da uns die Dunkelheit schon einholte. Aber es war auf jeden Fall ein richtig schoener Tag!!!

Mittlerweile habe ich meine siebten und achten Klassen an Tanja abgegeben und gehe dafuer an zwei Tagen wieder in den Kindergarten. Das hat sich eigentlich als ziemlich gute Mischung herausgestellt, die „Grossen“ im Colegio, die „Kleinen“ im Kindergarten und die „Mittelgrossen“ hier im Internat! So kriege ich von allem etwas ab und alles ist auf seine je eigene Art eben schoen!

Wieder einmal gab es auch ausserhalb der Routine viel zu erleben. Das wichtigste dabei war natuerlich das bolivianische Osterfest. Es gab einige bekannte Elemente, wie das Osterfeuer, die Kerzen in der Messe und bei uns im Sozialzentrum wurden sogar Ostereier bemalt… – aber nicht versteckt, denn das kaeme jedem Bolivianer voellig bekloppt vor! Neu war allerdings die grosse Karfreitagsprozession durchs Dorf, wobei die Jesusfigur in einem Glassarg mitgetragen wurde. Anschliessen in der Messe durften alle Gemeindemitglieder dann Jesus am Kreuz sowie die Marienstatue kuessen, was eine grosse feirliche Prozedur war. Ausserdem neu fuer mich war das Gedenken der Einsamkeit Mariens in dieser Nacht. Dazu wurde Samstagmorgen um fuenf Uhr die Kirche aufgeschlossen und die Leute kamen, kuessten noch einmal Maria, Josef und Jesus am Kreuz und beteten eine Zeitlang still fuer sich. Fuer mich war es wieder eine interessante und schoene Erfahrung!

Ausserdem fand noch die beruehmte „Feria de la Fruta“ statt, wofuer aus ganz Ayopaya Chirimoyas, Mandarinen und Avocados gebracht wurden. Zudem kamen aus der Stadt noch Musikgruppen, die auf unserm Dorfplatz live spielten und zu denen die ganze Nacht getanzt wurde. Voellig verrueckt, aber toll!

Dann gab es auch noch weitere Feieranlaesse wie der 1. Mai, San Isiddro, der ganz wichtige Muttertag usw.. Auch die jaehrlichen „Umdrehungen fuer Jesus“ wurden von den Sektenmitgliedern schon ausgefuehrt. Sie hatten da auch ein grosses Fest oben im Dorf mit viel Tanz, und man kann sich schon gut vorstellen, dass gerade Bolivianer ihren Glauben gerne so ausdruecken. Nur das Jesus moechte das wir uns fuer ihn im Kreis drehen anstatt voranzukommen, das erscheint mir ein wenig absurd…!

Sechs Wochen mussten wir dann auch ohne unsere Chefin auskommen, da Schwester Verena auf Deutschlandreise ging um unsere dortigen Unterstuetzergruppen zu besuschen und zu informieren. Waehrend sie sich also dieser anstengenden Aufgabe widmete, ging es bei uns darum in Bolivien die Stellung zu halten. Eigentlich lief es auch einigermassen gut weiter. Komisch war nur, dass ploetzlich dort wo sonst immer Spanisch gesprochen wurde wie z.B. abends im Living, ploetzlich alle Unterhaltung auf Quetschua ablief. Sogar wdenn man alleine dabei sass. Anscheinend wird das hier nicht als unhoeflich empfunden. Aber gut, damit kann man schon leben… Ganz gut sogar, wenn man bedenkt wie genial dieser Platz hier ist!

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